Mitarbeiter finden und binden mit Gehaltstransparenz!

von | 10. Apr.. 2019

Was die Kollegen verdienen, ist für Mitarbeiter in vielen Firmen geheim. Gehaltstransparenz wird von den meisten Arbeitnehmern gewünscht. Transparente Aussagen zur Vergütung erleichtern das Finden und Binden qualifizierter Mitarbeiter.

Die Bundesagentur für Arbeit stellt im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt im März 2019 fest, dass Unternehmen sich zunehmend knappe Arbeitskräfte sichern. Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewegt sich auf einem anhaltend hohen Niveau. Dazu kommt, dass es in vielen Branchen, besonders im IT- und Finanzbereich, aber auch im Bereich Logistik, inzwischen einen Bewerbermarkt gibt. Nach der Arbeitsmarktstudie 2019 von Robert Half geben knapp die Hälfte der Personalverantwortlichen hierzulande (47 Prozent) an, dass sich die freiwillige Mitarbeiterfluktuation in ihrem Unternehmen während der letzten drei Jahre erhöht hat. Entsprechend sieht gut ein Drittel der HR-Leiter die größte Herausforderung beim Talent Management in der Mitarbeiterbindung.

Zu geringes Gehalt ist größenübergreifend der Hauptgrund für Arbeitgeberwechsel

Die Personalverantwortlichen wurden nach den wichtigsten Gründen dafür gefragt, dass Mitarbeiter ihrem Unternehmen den Rücken kehren. Dabei zeigt sich, dass mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle spielen. Ein Drittel der Studienteilnehmer (34 Prozent) antwortete, den Mitarbeitern sei das Gehalt zu niedrig. 32 Prozent gaben die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben an. 30 Prozent sagten, fehlende berufliche Entwicklungsmöglichkeiten seien ausschlaggebend. Schlechtes Zurechtkommen mit den Kollegen nannten 24 Prozent und 23 Prozent führten mangelnde Freiheit an.

Mangelnde Gehaltstransparenz ist ein Grund für die Fehleinschätzung des eigenen Gehalts

Das Gehalt der Kollegen gilt als Tabuthema: Ein offener Gehaltsvergleich ist in den wenigsten Unternehmen üblich. Die Verursacher sind häufig die Unternehmen selbst. Verschwiegenheitsklauseln im Arbeitsvertrag sollen unter anderem verhindern, dass mit Kollegen über Gehalt gesprochen wird. Ein Grund dafür dürfte in der „Vergleichsfalle“ liegen.

Eine Studie der amerikanischen Universitäten Princeton und Berkeley hat ergeben, dass die Jobzufriedenheit von Mitarbeitern deutlich sinkt, wenn Sie herausfinden, dass sie weniger als Ihre Kollegen verdienen. Denn mit dem Thema Geld geht immer auch eine persönliche Wertung und Hierarchie einher. Verdient ein Kollege mehr als die anderen, könnte schlechte Stimmung im Team entstehen – dieser Gedanke verunsichert viele Mitarbeiter und soll daher vermieden werden.

Was würde passieren, wenn jeder in Ihrem Unternehmen genau wüsste, der Kollege – oder auch Sie selbst – verdienen würde?

Transparente Gehälter sind für einige Unternehmen eine Realität

In nordischen Ländern ist dies bereits die Regel. In Deutschland sind es häufig nur einzelne Unternehmen. Es handelt sich hierbei teilweise um „Start-ups“, aber auch große Unternehmen wie dm, der größte Drogeriekonzern in Europa. Auch das soziale Netzwerk für berufliche Kontakte XING hat Gehaltstransparenz mithilfe von Gehaltsbändern eingeführt.
Abgesehen von den Sozialleistungen für Mitarbeiter, kann die Gehaltstransparenz Mitarbeiter im Unternehmen halten. Hier erfahren Sie, warum Vergütungstransparenz für Sie von Nutzen sein könnte.

Fairness zahlt sich aus

Eine aktuelle Studie von Payscale, einem Online-Gehaltsinformationsunternehmen, ergab, dass der Hauptfaktor für die Mitarbeiterzufriedenheit darin besteht, ob die Mitarbeiter denken, dass sie fair bezahlt werden – nicht, ob sie tatsächlich fair bezahlt werden.
Die Payscale-Studie befragte 70.000 US-Mitarbeiter und ergab, dass zwei Drittel der Menschen, die fair bezahlt werden, denken, dass sie unterbezahlt werden. Etwa sechzig Prozent dieser zwei Drittel gaben an, dass sie planen, innerhalb von sechs Monaten nach einem neuen Job zu suchen.

Die Studie ergab auch, dass 82 Prozent der Mitarbeiter in Unternehmen, die geringer als marktüblich entlohnt wurden, mit ihrer Arbeit zufrieden waren, weil klar kommuniziert wurde, warum sie geringer bezahlt wurden.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gehaltstransparenz für Mitarbeiter einen großen Einfluss darauf haben kann, ob die Mitarbeiter glauben, dass sie fair bezahlt werden.

Unbestreitbar werden Menschen bei der Arbeit durch viele verschiedene Dinge motiviert, aber einer der bedeutendsten Motivatoren ist das Gefühl von Fairness. Vergütungstransparenz ist ein wichtiger Bestandteil, um dieses Gefühl der Fairness aufzubauen.

Studien von Marktforschern wie Gallup suggerieren zwar, dass mehr Geld nicht unbedingt zu mehr Motivation und Engagement der Mitarbeiter führt, aber gerecht muss es zugehen. Und so ist es wie mit der Gesundheit: Geld ist nicht alles, aber ohne ein faires Gehalt ist alles nichts.

Das Argument gegen Transparenz

Nicht alle Untersuchungen zur Vergütungstransparenz sind positiv.

Die US-amerikanische BWL-Professorin Zoë Cullen hat herausgefunden: Eine hohe Gehaltstransparenz sorgt nicht automatisch für höhere Gehälter. Das Gegenteil ist der Fall: „Wir stellen fest, dass Gehältertransparenz die Löhne um sieben bis 25 Prozent drückt“, heißt es in der Studie der Harvard-Dozentin, über die das Handelsblatt (19.08.2018) berichtete.

Werden Gehälter nicht transparent kommuniziert, können Unternehmen hohen Gehaltsforderungen besonders geeigneter Bewerber leicht nachkommen – die übrigen Angestellten erfahren schließlich nichts von der überdurchschnittlichen Bezahlung. Ist es aber andersherum, könnte der hohe Lohn des neuen Kollegen dazu führen, dass der Rest des Teams ebenfalls mehr Geld fordert. Das Resultat, so die Studie: Ist die Transparenz über Gehälter hoch, zahlen Arbeitgeber keine überdurchschnittlichen Löhne mehr. Das gesamte Lohnniveau sinkt.

Es ist leicht vorstellbar, dass Gehaltstransparenz in den meisten Unternehmen, in denen eine Verschwiegenheitsklausel die Regel ist, nicht sehr willkommen ist. Aus diesem Grund entscheiden sich einige Unternehmen für semitransparente Alternativen.

Alternativen zur vollständigen Gehaltstransparenz

Ein Weg ist die Bewertung aller Stellen in einem Unternehmen mit geeigneten Tools, wie beispielsweise easygrading. Darauf aufbauend werden interne Gehaltsüberprüfungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Bezahlung unter den Arbeitnehmern fair ist. Auf dieser Basis werden Gehaltsbänder erstellt und die Mitarbeiter eingeordnet. Die damit verbundenen Bandbreiten werden in die Belegschaft kommuniziert. Ebenso, wie die Bewegung innerhalb der Gehaltsbänder.

Die damit verbundene gemeinsame Nutzung von Gehaltsspannen sowie durchschnittlichen Gehaltsinformationen oder die optionale Offenlegung von Gehältern sind weitere Arten von Transparenz, die Fairness und Vertrauen verbessern und gleichzeitig eine gewisse Vertraulichkeit wahren können.

Könnte Transparenz für Ihr Unternehmen funktionieren?

Die Forschung über die Vorteile der Vergütungstransparenz ist gemischt. Viele Faktoren (wie Branche, Alter, Kultur und Unternehmensgröße) beeinflussen, wie Mitarbeiter auf verschiedene Arten der Vergütungstransparenz reagieren könnten. Die Weitergabe spezifischer Gehaltsinformationen kann für ein Unternehmen gut funktionieren, während eine Politik der regelmäßigen und ehrlichen Gehaltsüberprüfung die gleichen Vorteile bei einem anderen Unternehmen haben könnte.

Was möchten Mitarbeiter?

Mitarbeiter möchten gerne eine einfache und transparente Gestaltung ihrer Vergütung. Gerade die jüngere Generation ist es gewohnt, schnell und unkompliziert an Informationen zu kommen und Antworten zu erhalten. Daher sollte für sie auch die Zusammensetzung der Vergütung sowie die zugrunde liegenden Richtlinien, Grundsätze und Prozesse eingängig und unkompliziert sein.

Gerechte Entlohnung sollte selbstverständlich sein – sowohl zwischen Männern und Frauen bzw. Minderheiten als auch im Hinblick auf verschiedene Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Unternehmen. Leistungsorientierte, individuelle Vergütungen sehen junge Mitarbeiter eher kritisch.

Vergütung wird weiter gefasst als die reine monetäre Kompensation von Arbeitsleistung. Benefits, Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitszeitregelungen etc. stellen für heutige Mitarbeiter ein Gesamtpaket dar. Dabei ist wichtig, dass sie den Wert richtig erfassen können. Deshalb ist eine klare Kommunikation des Arbeitgebers auf für die jeweilige Mitarbeitergruppe relevanten Kommunikationskanälen in unterschiedlichem Detaillierungsgrad wichtig.

Ein Ansatzpunkt für mehr Gehaltstransparenz im Recruiting

Gehaltstransparenz bietet sich insbesondere bei Stellenanzeigen an. Damit können Unternehmen Einfluss auf ihre Arbeitgeberattraktivität nehmen. Konkretisieren Sie die Stellenanzeigen, um sich von anderen Marktteilnehmern zu differenzieren: Tarifbindung »ja/nein«, vorgesehene Eingruppierung in welche Tarifgruppe oder Gehaltsbandbreite, Mindestgehalt, Art der variablen Vergütung, Nennung möglicher individueller Benefits etc. und Hinweis auf Detailinformationen auf der Karriereseite (idealerweise verlinkt) – mit solchen Informationen kann man einen Unterschied machen.

Sicher ist, dass alle Mitarbeiter informiert werden wollen und damit Wertschätzung verbinden. Die damit verbundene Transparenz geht über das hinaus, was auf einer individuellen Gehaltsabrechnung steht.

Sie möchten sich mit dem Thema befassen oder benötigen Unterstützung bei der personalseitigen Umsetzung?

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Geschrieben von Dr. Viktor Beyfuß

Viktor Beyfuß unterstützt Unternehmen, schnell kostenoptimiert, klare interne Wertigkeitsstrukturen und eine faire Mitarbeitervergütung zu gestalten.

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