Die Bedeutung der Vergütungsphilosophie: Ein Leitfaden für Unternehmen
Eine Vergütungsphilosophie ist eine formale Erklärung, die die Ziele und Prinzipien der Vergütungspolitik eines Unternehmens beschreibt. Sie ist wichtig für die Entscheidungsfindung, Mitarbeiterzufriedenheit und Talentmanagement. Es gibt verschiedene Arten von Vergütungsphilosophien, und sie sollten regelmäßig überprüft und aktualisiert werden. Eine gut durchdachte Vergütungsphilosophie trägt zur Wettbewerbsfähigkeit und zum Erfolg des Unternehmens bei.

Einleitung
In einer zunehmend wettbewerbsintensiven Geschäftswelt ist es für Unternehmen entscheidend, eine klare und durchdachte Vergütungsphilosophie zu haben. Diese Philosophie dient als Grundlage für die Vergütungsstruktur und das Gehaltssystem eines Unternehmens. Sie beeinflusst nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter, sondern auch die Fähigkeit des Unternehmens, Talente anzuziehen und zu halten. Nachstehend erfahren Sie, was eine Vergütungsphilosophie ist, warum sie wichtig ist und wie Sie eine effektive Philosophie entwickeln können.
Was ist eine Vergütungsphilosophie?
Eine Vergütungsphilosophie kann auch nur mündlich existieren. In der Regel handelt es sich jedoch um eine formale, schriftliche Erklärung, in der die Ziele, Richtlinien und Grundsätze beschrieben werden, auf denen die Vergütungspolitik eines Unternehmens basiert. Sie beantwortet die Frage, warum ein Vergütungsprogramm so ausgestaltet ist, wie es ist. Sie bildet die Grundlage für die Vergütungsentscheidungen und deren Kommunikation im Unternehmen.
Warum ist eine Vergütungsphilosophie wichtig?
Eine gut durchdachte Vergütungsphilosophie bietet zahlreiche Vorteile:
- Klarheit und Orientierung: Sie hilft dem Management, fundierte Entscheidungen über Vergütungsprogramme und -praktiken zu treffen. Dies ist besonders wichtig in Zeiten von Veränderungen, wie z.B. bei einem Börsengang, einer Übernahme oder einer Ausgliederung.
- Mitarbeiterzufriedenheit: Eine transparente und faire Vergütungsphilosophie erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie fair bezahlt werden, sind sie motivierter und engagierter.
- Talentmanagement: Sie unterstützt die Gewinnung und Bindung von Talenten. Eine klare Vergütungsphilosophie hilft dem Unternehmen, die richtigen Kandidaten anzuziehen und zu halten.
- Wettbewerbsfähigkeit: Eine gut durchdachte Vergütungsphilosophie hilft dem Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie stellt sicher, dass die Vergütung der Mitarbeiter mit den Marktbedingungen und den Zielen des Unternehmens übereinstimmt.
Elemente einer Vergütungsphilosophie
Eine umfassende Vergütungsphilosophie sollte folgende Elemente enthalten:
- Organisatorischer Kontext: Beschreibung der Herausforderungen und Ziele des Unternehmens. Dies kann Situationen einschließen, in denen die Organisation mit Herausforderungen konfrontiert ist, in denen sie eine grundlegende Veränderung in der Art und Weise, wie Programme in der Vergangenheit verwaltet wurden, vornimmt oder sich auf ein wichtiges Ereignis vorbereitet.
- Unterstützung der Unternehmensziele: Eine Vergütungsphilosophie soll die Unternehmensziele und -werte sowie die kritischen Erfolgsfaktoren der Organisation unterstützen und stärken. Dabei sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, wie z.B. die finanzielle Situation des Unternehmens, die Unternehmensgröße, die Branche und die Marktgehaltsdaten.
Dies ist wichtig, um zu gewährleisten, dass die Vergütungspolitik mit den übergeordneten Zielen der Organisation in Einklang steht. - Definition der Kernelemente: Die Definition der Kernelemente in einer Vergütungsphilosophie umfasst die klare Beschreibung des Zwecks jedes Vergütungselements (also bspw. Grundgehalt, Bonus, Zulagen, Benefits etc.). Weiterhin die Berechtigung der Mitarbeiter zur Teilnahme an den verschiedenen Programmen.
Dies bedeutet, dass festgelegt wird, welche Mitarbeiter für welche Vergütungselemente in Frage kommen. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Transparenz der Vergütungsstruktur. Transparenz bedeutet, dass die Vergütungsphilosophie und die damit verbundenen Programme klar und verständlich kommuniziert werden. Dies schafft Vertrauen und Sicherheit bei den Mitarbeitern, da sie genau wissen, wie ihre Vergütung berechnet wird und welche Kriterien für die Teilnahme an den verschiedenen Programmen gelten. - Bedeutung für das Unternehmen: Die Definition der Kernelemente ist auch entscheidend für die Fähigkeit des Unternehmens zur Gewinnung und Bindung von Talenten sowie zur Entwicklung und Belohnung der gewünschten Leistung.
Dies bedeutet Folgendes: Eine klare und attraktive Vergütungsphilosophie kann potenzielle Bewerber anziehen, da sie wissen, dass das Unternehmen eine faire und wettbewerbsfähige Vergütung bietet. Darüber hinaus kann eine transparente und faire Vergütungsphilosophie die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung erhöhen, da die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Leistung anerkannt und belohnt wird.
Eine klare Definition der Vergütungselemente stellt sicher, dass die Mitarbeiter wissen, für welche Leistungen sie belohnt werden, und motiviert sie, diese Leistungen auch zu erbringen.
Arten von Vergütungsphilosophien
Es gibt verschiedene Ansätze zur Gestaltung einer Vergütungsphilosophie:
- Marktgerechte Vergütung: Die Vergütung richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad der Tätigkeit und der erforderlichen Erfahrung und Qualifikation. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Vergütung wettbewerbsfähig ist und den Marktbedingungen entspricht.
- Gleiches Gehalt: Das Gehaltist für jeden Mitarbeiter gleich, unabhängig von seiner Position und der Komplexität der Aufgabe. Diese Gehaltsphilosophie ist teilweise in Startups zu finden und fördert ein Gefühl der Gleichheit und Zusammengehörigkeit.
- Flexible Entlohnung: Die Vergütung wird von der Geschäftsführung oder den leitenden Angestellten festgelegt. Bei dieser Methode werden die Kulturmetriken des Unternehmens zusammen mit Informationen aus Marktstudien kombiniert, um das Gehalt zu bestimmen.
Dies ermöglicht eine flexible Anpassung an die Bedürfnisse des Unternehmens und des Marktes. - Maßgeschneidertes Gehalt: Die Gehälter werden auf der Grundlage einer analytischen Stellenbewertung und von Gehaltsbändern festgelegt, die sich an den Marktbedingungen orientieren. Darüber hinaus erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Vergütung, die sich an der Erreichung persönlicher Ziele und an der Gesamtleistung des Unternehmens ausrichtet.
Dieser Ansatz fördert sowohl die individuelle Leistung als auch die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wie schreibt man eine Vergütungsphilosophie?
Es gibt verschiedene Methoden, um eine Vergütungsphilosophie zu formulieren:
- Perzentilbasiert: Beschreibt, wie viel ein bestimmter Prozentsatz der Beschäftigten in der Branche verdient. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen seine Mitarbeiter am 60. Perzentil des (regionalen) Vergütungsmarktes bezahlen. Dies bedeutet, dass Mitarbeiter mehr verdienen als die unteren 60 Prozent Ihres Marktes, aber weniger als die oberen 40 Prozent der Beschäftigten in ihrer (regionalen) Vergleichsbranche.
- Vergütungspaket: Kombination aus monetärer Vergütung (Bonus, Gehalt, Zulagen) und nicht-monetären Leistungen (Betriebliche Altersvorsorge, Urlaub usw.). In einem guten Vergütungspaket sind sowohl die monetären als auch die nicht-monetären Leistungen richtig ausbalanciert.
- Feste Gehaltsgrößen: hier wird ein genauer Gehaltsbetrag für jeden Beschäftigten vorgegeben. Das feste Gehalt mit regelmäßiger Erhöhung nach einer bestimmten Zeitspanne kann dabei helfen, Bewerber anzuziehen. Es wirkt vergleichbar der zeitlichen Regelanapassung in einem Tarifvertrag. Ein Beispiel: Ein neuer Mitarbeiter erhält ein Gehalt von 27.000 €. Aufgrund seiner guten Leistungen wird sein Gehalt nach einem Jahr auf 29.000 € erhöht.
- Unspezifisch: Hier stehen im Fokus der Vergütungsphilosphie ausformulierte Leitprinzipien ohne spezifische Zahlen, wie Perzil- oder Gehaltsangaben. Die Vergütungsphilosophie wird auf die Leitprinzipien fokussiert, die der Organisation helfen, zu bestimmen, wie sie ihre Mitarbeiter bezahlt. Die Philosophie könnte sagen, dass eines ihrer Ziele darin besteht, „die besten Talente anzuziehen und zu halten, um das Unternehmen zum Erfolg zu führen.“
Überprüfung der Vergütungsphilosophie
Eine Vergütungsphilosophie sollte regelmäßig überprüft und aktualisiert werden. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden:
- Ist die Vergütungsphilosophie gerecht?: HR ist die neutrale Abteilung in einer Organisation, daher ist es Ihre Pflicht, sicherzustellen, dass alle Regeln, einschließlich der Bezahlung der Mitarbeiter, fair und unparteiisch sind. Eine Abteilung oder ein Angestellter sollte keine Vorzugsbehandlung gegenüber einer anderen erhalten, es sei denn, es gibt einen berechtigten Grund dafür.
- Wird die Vergütungsphilosophie von der Belegschaft als fair wahrgenommen?: Es kann vorkommen, dass Sie Ihre Vergütungsphilosophie genau erklären müssen, beispielsweise wenn ein Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung fordert, die Sie nicht gewähren können. Eine gute Vergütungsstrategie sorgt dafür, dass Talente an das Unternehmen gebunden werden, indem sie die Mitarbeiter dazu motiviert, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, und diejenigen belohnt, die dies tun.
- Unterstützt die Vergütungsphilosophie die Unternehmensziele?: Es ist wichtig, die wettbewerbsfähige Marktposition der Organisation in Bezug auf Grundvergütung, variable Vergütung und Leistungsmöglichkeiten zu definieren. Dabei ist die Unterstützung der Geschäftsstrategie, der Wettbewerbsaussichten, der Unternehmensziele und des Personalbedarfs durch die Vergütungsstrategie von entscheidender Bedeutung.
- Sind die in der Vergütungsphilosophie enthaltenen Programme rechtskonform?: Das Recht der Beschäftigten auf Freiheit von Entgeltdiskriminierung ist durch europäische Vorgaben, wie den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union oder die EU-Entgelttransparenzrichtlinie, sowie durch deutsche Gesetze, wie das Entgelttransparenzgesetz oder das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, geschützt. Darüber hinaus schreibt das Mindestlohngesetz die Zahlung eines Mindestlohns vor. Eine durchdachte Vergütungsphilosophie trägt dazu bei, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden: Die Vergütung muss fair und transparent sein.
- Kommuniziert das Unternehmen die Vergütungsphilosophie effektiv an die Mitarbeiter?: Ein Gefühl der Fairness, so dass sich niemand betrogen oder unterbezahlt fühlt, kann durch die Kommunikation der Vergütungsphilosophie an die Belegschaft geschaffen werden.
Die Erfahrung zeigt, dass viel zu wenige Unternehmen ihre Vergütungsphilosophie an die Beschäftigten kommunizieren. Aber selbst Mitarbeiter in Unternehmen, die dies tun, wissen oft nicht, was hinter dem Vergütungsprozess steckt und wie genau ihre Vergütung berechnet wird.
Kommunizieren Sie Ihre Vergütungsphilosophie offen und einladend, damit sich die Mitarbeiter angesprochen fühlen, Fragen zu stellen. - Zieht die Vergütungsstrategie neue Mitarbeiter an?:Unabhängig von den regulatorischen Anforderungen der europäischen Entgelttransparenzrichtlinie ist es empfehlenswert, Bewerberinnen und Bewerber auf die Vergütungsphilosophie des Unternehmens aufmerksam zu machen, da dies bei der Gewinnung von Fachkräften von Vorteil sein kann.
Beinhaltet Ihre Vergütungsphilosophie Gehaltsbänder, marktgerechte Bezahlung und eine Sprache, die den Beschäftigten das Gefühl gibt, geschätzt zu werden? Diese Strategien können dazu beitragen, mehr neue Arbeitskräfte für Ihr Unternehmen zu gewinnen.
Warum ist es für Unternehmen von Nachteil, keine schriftlich dokumentierte Vergütungsphilosophie zu haben?
Eine schriftlich dokumentierte Vergütungsphilosophie ist nicht nur ein wichtiges Instrument, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen und Talente anzuziehen. Sie ist auch ein wesentliches Element, um die Einhaltung von Vorschriften und die Rechtssicherheit zu gewährleisten. Nachstehend einige Gründe, warum es für Unternehmen nachteilig ist, über keine schriftlich dokumentierte Vergütungsphilosophie zu verfügen:
Regulatorische Vorgaben
Die europäische und deutsche Gesetzgebung verlangt von Unternehmen, dass sie bestimmte Standards in Bezug auf die Vergütung ihrer Mitarbeiter einhalten. Als Beispiele wurden bereits der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, die EU-Entgelttransparenzrichtlinie, das Entgelttransparenzgesetz, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und das Mindestlohngesetz genannt.
Eine schriftlich dokumentierte Vergütungsphilosophie hilft dabei, sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden und dass die Vergütung fair und transparent ist. Ohne eine solche Dokumentation besteht das Risiko, gegen gesetzliche Vorgaben zu verstoßen, was zu rechtlichen Konsequenzen führen kann.
Gerichtliche Auseinandersetzungen
Eine klare und schriftlich dokumentierte Vergütungsphilosophie kann im Falle von gerichtlichen Auseinandersetzungen als Nachweis dienen, dass das Unternehmen faire und transparente Vergütungspraktiken anwendet. Dies ist besonders wichtig bei Streitigkeiten über Entgeltdiskriminierung oder ungleiche Bezahlung. Ohne eine solche Dokumentation kann es schwierig sein, die Fairness und Transparenz der Vergütungspraktiken des Unternehmens zu beweisen.
Information der Belegschaft und Bewerber
Eine schriftlich dokumentierte Vergütungsphilosophie hilft, die Belegschaft und Bewerber über die Vergütungspraktiken des Unternehmens zu informieren. Dies fördert Transparenz und Vertrauen und kann dazu beitragen, die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu erhöhen. Ohne eine solche Dokumentation können Missverständnisse und Unzufriedenheit entstehen, was zu einer höheren Fluktuationsrate und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung führen kann.
Fazit
Eine gut durchdachte Vergütungsphilosophie ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Sie hilft nicht nur dabei, Talente anzuziehen und zu halten, sondern auch die Zufriedenheit und Motivation der Beschäftigten zu steigern.
Durch Transparenz und Fairness kann eine Vergütungsphilosophie das Vertrauen der Mitarbeiter stärken und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern. Darüber hinaus hilft sie dabei, sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden und dass die Vergütung fair und transparent ist.
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