Stellenbewertung ist die Basis für eine faire Vergütung

von | 12. Nov. 2021

Warum ist das Instrument „Stellenbewertung“ generell für die Personalarbeit und speziell für eine faire Vergütung nach wie vor von Bedeutung?  Am Beispiel des Weges vom kleinen Start-up zum erfolgreichen Unternehmen wird gezeigt, ab wann der Einsatz der Stellenbewertung sinnvoll ist. Welches System passt in die heutige Welt?

Warum ist das Instrument „Stellenbewertung“ nach wie vor aktuell?

Existenzgründungen, neue Produkte und Geschäftsmodelle modernisieren nicht nur die Wirtschaftsstruktur unseres Landes, sondern schaffen und sichern langfristig auch Arbeitsplätze. Mit Blick auf die Mitarbeiter geht anfangs alles in Ordnung. Doch wehe, ein Start-up ist erfolgreich und wächst und expandiert schnell.

Gründungsphase eines Unternehmens.

Wenn ein Start-up gegründet wird, hat der Gründer eine genaue Vorstellung, welche Aufgaben auf einem Arbeitsplatz zu erfüllen sind und welche Person für diese Stelle erforderlich ist. In der Regel hat der Gründer ebenso eine Vorstellung davon, welches Gehalt für diese Stelle angemessen ist und wie viel er wirklich zahlen kann. Abweichungen zwischen Soll- und Ist-Gehalt sind gerade in den ersten Jahren noch eingängig gegenüber den Arbeitnehmern begründbar.

Das Verhältnis zwischen Gründer und Arbeitnehmern ist normalerweise eher persönlich geprägt. In dieser Konstellation sind Gehaltsverhandlungen häufig informell und nicht prozessual fixiert.

Wachstumsphase eines Unternehmens.

Wenn das Unternehmen erfolgreich wächst, wird es zwangsläufig stärker strukturiert, damit der Gründer, der Manager oder das Managementteam es effizient steuern kann. Häufig werden verschiedene Bereiche ausdifferenziert. Die neu gesetzten Leiter dieser Einheiten werden für die Einstellung, Entlassung und Vergütung der Mitarbeiter verantwortlich.

Mit der Zunahme der Entscheidungsbefugnis kann es zu Diskrepanzen bei den Vergütungsniveaus zwischen den Abteilungen und sogar zwischen Stellen mit ähnlichen Anforderungen kommen. 
Bei der Lösung der Herausforderung „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ ist deshalb eine faire Vergütungsstruktur erforderlich. Die Basis dafür ist in der Regel ein nachvollziehbarer Stellenbewertungsprozess.

Stellenbewertung bietet Sicherheit.

In der Studie der Jungen IG Metall „Was ist das für 1 Generation?“ (25.01.2017, S. 13) wird über die Reaktion von jungen Menschen auf die Frage „Ist es gut viele Freiheiten zu haben?“ wie folgt berichtet:

„Spontan antworten junge Leute auf diese Frage in der Regel mit „ja“. Wenn sie länger darüber nachdenken, berichten sie in Interviews von ihren Ängsten, sich falsch zu entscheiden. Und von Situationen, in denen sie es gut fänden, wenn ihnen jemand die Entscheidung abnimmt und vorgibt, was sie tun sollen. Die Freiheit zu sagen oder zu tun, was man will, bedeutet immer auch die Herausforderung, sich für etwas entscheiden zu müssen. Freiheiten für die sich junge Menschen aktiv einsetzen sind z. B. die Flexibilisierung Ihrer Arbeitszeit, oder um Arbeit und Freizeit besser in Einklang zu bringen.
Das Gefühl von Sicherheit ist eine der wichtigsten Quellen von Freiheit – sei es Arbeitsplatzsicherheit, das Gefühl von Sicherheit nachts in einer Stadt, oder das beruhigende Gefühl der sozialen Absicherung.“

Gerade die letzten Beispiele zeigen dabei, dass Sicherheit immer auch relativ zu sehen ist. Dies gilt auch für die Sicherheit einer fairen Vergütung.

Die Stellenbewertung geht von folgenden Annahmen aus: 

  • es ist folgerichtig, für eine komplexere Tätigkeit eine höhere Bewertung zu erwarten;
  • Mitarbeiter fühlen sich fair behandelt, wenn die Vergütung auf dem relativen Wert der Arbeitsplätze und nicht auf persönliches Verhandlungsgeschick beruht, und
  • Unternehmensziele werden durch die Beibehaltung einer auf dem relativen Wert basierenden Stellenstruktur gefördert.

Fragen im Prozess der Stellenbewertung 

Im Verlauf der eigentlichen Stellenbewertung werden Fragen geklärt:

  • zu den Aufgaben und Ergebnissen, die eine bestimmte Stelle charakterisieren,
  • zum Verhältnis der Stellen zueinander,
  • zu sich überschneidenden Stelleninhalten,
  • zu der Entscheidungskompetenz und zur Verantwortung.

Der in den Stellenbeschreibungen enthaltene Inhalt und das Ergebnis der Stellenbewertung kann wirksam für die Gestaltung der Entwicklung von Mitarbeitern genutzt werden.

Muss die Bewertung von Stellen und Mitarbeitern nach identischen Kriterien erfolgen?

Führungskräfte und Mitarbeiter müssen verstehen, dass im Rahmen der Stellenbewertung die Stelle selbst und nicht die Person auf der Stelle bewertet werden soll. Die auf Basis der Stellenbewertung entwickelten Gehaltsbänder bilden den Rahmen für eine faire Vergütung der Belegschaft.

Erst in einem getrennten zweiten Schritt wird die persönliche Leistung der Mitarbeitenden im Rahmen der Gehaltspassung innerhalb der Gehaltsbänder berücksichtigt. Zusätzlich können leistungsorientierte Vergütungsbestandteile definiert werden.

Die Kriterien für die Bewertung einer Stelle und die Beurteilung der individuellen Leistung der Mitarbeitenden können eine Schnittmenge beinhalten, müssen aber nicht vollständig identisch sein.

Vergütung basiert auf Kriterien, die für Bewertung einer Stelle und die Beurteilung der individuellen Leistung der Mitarbeitenden eine Schnittmenge beinhalten können, aber nicht vollständig identisch sein müssen.
Stellenbewertung ist die Basis für eine faire Vergütung 2

Ein Beispiel: In der Stellenbewertung mittels easygrading bilden Entscheidungskompetenz und Verantwortungsgrad wichtige Bewertungskriterien. Bei der Beurteilung der Person können die reale Ausübung der gewährten Entscheidungskompetenz und die aktiv übernommene Verantwortung wichtige Kriterien sein.

Fazit: Eine Stellenbewertung legt die solide Grundlage für den Aufbau einer fairen Vergütung

Daraus folgt: Die Stellenbewertung ist prinzipiell ein unpersönlicher Prozess, bei dem systematisch und so objektiv wie möglich das Verantwortungsniveau einer Stelle im Verhältnis zu anderen Stellen ermittelt wird. Dies ist im Sinne der Entgeltgerechtigkeit erforderlich. 

Die individuelle Leistung der Mitarbeiterenden wird im Rahmen der subjektiven oder intersubjektiven Wahrnehmung durch die Führungskräfte im Sinne der Entgeltfairness betrachtet.

Hinweis:

Denken Sie daran, dass es kein schlechtes Stellenbewertungssystem gibt. Menschen verwenden unterschiedliche Vorgehensweisen. Es ist wie in der Mathematik. Die Menschen verwenden unterschiedliche Methoden, um zu einer Antwort zu gelangen, aber das Ergebnis ist am Ende dasselbe.
Generell gilt: Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung einer nachvollziehbaren Stellenbewertung als solide Grundlage für den Aufbau einer fairen Vergütung in Ihrer Organisation.

Sollten noch Fragen offengeblieben sein, so schreiben Sie mir einfach eine E-Mail oder rufen Sie mich an.

+49 (0) 30 217 511 69
beyfuss@respondeo.de

Geschrieben von Dr. Viktor Beyfuß

Viktor Beyfuß unterstützt Unternehmen, schnell kostenoptimiert, klare interne Wertigkeitsstrukturen und eine faire Mitarbeitervergütung zu gestalten.

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