Die Gehaltsforderungen der Rainmaker bringen Unternehmen immer wieder in große finanzielle Probleme. Doch Unternehmen sind nicht machtlos!
Weltweit haben Regierungen Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise 2008 gezogen. Nahezu alle Regierungen waren sich in der Analyse der Ursachen einig. In Deutschland wurde diese Erkenntnis in der Auslegungshilfe zur Institutsvergütungsverordnung folgendermaßen beschrieben: „Wie die Finanzmarktkrise gezeigt hat, können die durch eine verfehlte Vergütungspolitik gesetzten Fehlanreize Risiken nicht nur für die Stabilität einzelner Unternehmen, sondern auch für die Finanzstabilität im Allgemeinen begründen“.
Wie kam es zu dieser verfehlten Vergütungspolitik?
Ganz grob geschildert wurden seit den 1980er-Jahren in den USA und mit etwas zeitlichen Verzug auch in Deutschland hoch spezialisierte Investmentbanken durch Universalbanken, wie bspw. Deutsche Bank, Dresdner Bank oder Commerzbank, übernommen.
Die Investmentbanker brachten unbestreitbar viel Geschäft für die Banken. Die Senior-Trader wurden daher häufig als Master of the Universe oder auch Rainmaker gefeiert.
Auf Basis des Erfolges stellten die Rainmaker exorbitante Gehalts- und vor allem Bonusforderungen. Die Banken erfüllten aus Verlustängsten der Rainmaker und deren Erträge diese Forderung häufig willfährig.
In der Folge sickerten die sehr hohen Gehaltsniveaus der Investmentbanker auch in die vorhandene Belegschaft der aufnehmenden Banken ein. Die Gehälter in den Banken waren – zumindest in Deutschland – fast sprichwörtlich hoch.
Bis zur Finanzmarktkrise ging dies auch gut. Dann kam es zu dem tiefen Einschnitt der Krise 2008 und die staatliche Regulierung der Vergütung im Bereich der Finanzinstitute. Diese haben in Deutschland ihre Lektionen gelernt und bewegen sich innerhalb der gesetzlichen Vorgaben.
Haben andere Unternehmen oder Branchen aus der Finanzkrise gelernt?
Hier ist das Urteil sicherlich differenziert zu sehen. Viele haben jedoch keine Konsequenzen aus den für Banken teilweise tödlichen Gehaltsexzessen der Rainmaker gelernt.
Vor zwei Jahren schilderte mir im Rahmen eines Abendessens der Besitzer eines Immobilienunternehmens seine Probleme mit der Vergütung seiner Belegschaft.
Auf den Punkt gebracht, waren auch bei diesem Unternehmen einige Rainmaker tätig. Deren Gehälter waren enorm hoch für die Immobilienbranche und haben die Gehälter der restlichen Belegschaft insgesamt hochgezogen. In der Folge drohten die Personalkosten – trotz eines boomenden Immobilienmarktes – das Unternehmen in die Insolvenz zu treiben. Der Besitzer wollte jedoch nicht auf seine Rainmaker verzichten. Die Konsequenzen haben alle Beschäftigten tragen müssen.
Ein aktuelles Beispiel für die Auswirkungen bei der Vergütung von Rainmakern ist der FC Barcelona.
Der FC Barcelona hat die Gehaltszahlungen für den Fußball-Superstar Lionel Messi über die Jahre in nahezu unvorstellbare Höhen wachsen lassen. In der Folge wurden selbstverständlich auch die Gehälter der anderen Barça-Spieler angepasst.
Die Konsequenz dieser Gehaltsexzesse sind große finanzielle Probleme für den katalanischen Klub.
Um ein Gefühl für die Problematik des Rainmakers Lionel Messi zu erhalten, ist ein Blick auf sein Gehalt hilfreich. Die Zeitung „El Mundo Deportivo“ veröffentlichte die Vergütung von Lionel Messi für den Vertragszeitraum von 2017 -2021 inklusive eines Treuebonusses für die Vertragszeit.

Die Gesamtvergütung für diese Vertragsperiode betrug 594.202.596 Euro, die sich zusammensetzen aus 555.237.619 Euro Grundgehalt (vgl. EL MUNDO) und 38.964.977 Euro Treuebonus (vgl. EL MUNDO).
Das Jahresgehalt von Lionel Messi betrug damit rd. 148,6 Millionen Euro.
Aufgeschlüsselt bedeutet dies ein Einkommen von:
148.550.649 | Euro pro Jahr |
12.379.221 | Euro pro Monat |
406.710 | Euro pro Tag |
16.946 | Euro pro Stunde |
282 | Euro pro Minute. |
Diese zwei Beispiele eines KMU-Unternehmens und eines international bekannten Fußballvereins sind sicher nicht repräsentativ für alle Unternehmen und Branchen außerhalb des Finanzsektors. Sie zeigen jedoch exemplarisch die fatalen Folgen fehlender Sensibilität in der Vergütung bei vermeintlich unverzichtbaren Rainmakern auf.
Was können Unternehmen machen?
Wie die Erfahrungen der Versicherungsbranche und der Finanzbranche zeigen, denken Rainmaker in der Regel überwiegend an den eigenen Profit. Sie hinterlassen meistens verbrannte Erde oder zumindest kein nachhaltiges Geschäft.
Die Verantwortlichen in den Unternehmen sollten daher mit Vorsicht den Gehaltsforderungen der Rainmaker begegnen. Dabei ist ein grundsätzliches Verständnis von Realität, so wie es Menschen in ihrer frühen Kindheit entwickeln, hilfreich. Manche nennen dieses Realitätsverständnis auch gesunden Menschenverstand.
Keine Mitarbeiterin und kein Mitarbeiter sind unersetzlich. Möglicherweise bilden hoch spezialisierte Forschungsnerds eine Ausnahme, aber diese sind in der Regel intrinsisch motiviert.
Für Unternehmen hilfreich sind . . .
- eine klare und transparente Vergütungsstruktur, die bezahlbar bleibt
- die Strukturierung der Stellen nach ihrem wirklichen Stellenwert
- die Einführung von Gehaltsbandbreiten, die nur in Ausnahmefällen innerhalb eines vorher festgelegten Rahmens überschritten werden dürfen
- der Verzicht auf Mitarbeiter, die das Unternehmen „erpressen“
- die Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der zweiten und dritten Riege.
Fazit: Unternehmen müssen im Interesse aller Stake Holder überzogene Forderungen von „Rainmakern“ abweisen
Es wird immer Rainmaker geben, deren Mitarbeit für das Unternehmen vermeintlich unersetzlich ist. Wenn sogenannte Rainmaker das Unternehmen mit Gehaltsforderungen erpressen, sollte ein Unternehmen konsequent auf diese Menschen verzichten.
Das Management von Unternehmen muss im Interesse aller Stake Holder Rückgrat zeigen und überzogene Forderungen abweisen. Der Aufbau klarer und transparenter Vergütungsregeln schützt ein Unternehmen zwar nicht hundertprozentig, aber bietet eine hilfreiche Handhabung.
Nur wenn sich Unternehmen von Rainmakern abhängig machen, sind sie deren Gier hilflos ausgeliefert.
Falls Sie mit mir persönlich über Ihre aktuelle Unternehmenssituation sprechen wollen oder individuelle Hilfe benötigen, dann lassen Sie uns einen unverbindlichen Telefontermin vereinbaren und besprechen, wie ich Sie unterstützen kann.
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